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Kasperletroll

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Einleitung

Eingang zum Mittelpunkt der Erde

Eingang zum Mittelpunkt der Erde

Island ist ein ganz besonderes Land. Tief unten, weit unter der Oberfläche der Insel, ist mächtig was los. Dort gibt es glühendes Gestein, Unmassen an Asche und gewaltige Naturkräfte. Das wartet alles nur darauf, uns bei Gelegenheit zu beehren. Und dann wohnen dort ganz merkwürdige Gestalten. Da ist es also ungefähr so, wie man sich die Hölle vorstellt. Zumindest könnte man dies im ersten Moment denken. Aber Jules Verne ist da mal hinunter geklettert. Auf der Halbinsel Snæfellsnes ist auf dem Vulkan Snæfellsjökull, der unter einem dicken Eisgletscher liegt, der Eingang zum Mittelpunkt der Erde. Wer wissen möchte, wie es da unten so aussieht, sollte einfach mal den Roman von Jules Verne lesen. Oder er klettert einfach mal dort hinunter.

Der erste Teil der Geschichte hat sich mit den Vulkanen auf Island beschäftigt. Im zweiten Teil ging es um Erdspalten. Und jetzt im letzten Teil wird es ganz gruselig.

Teil 3 – Geschöpfe der Tiefe

Ich wollte ja auch und vor allem über die Geschöpfe der isländischen Unterwelt berichten. Mit den Trollen ist es noch verhältnismäßig unkompliziert. Trolle sind Gestalten der Nacht. Dann ziehen sie herum und stellen allerhand dummes Zeug an. Am morgen müssen sie fix in ihre dunklen und tiefen Höhlen rennen um den Tag zu verschlafen.

Trolle sind ein bisschen dusselig. Sie sind manchmal so beschäftigt, dass sie die Zeit vergessen. Und das ist für sie ein echtes Problem. Denn wenn sie von einem Sonnenstrahl getroffen werden, versteinern sie auf der Stelle und müssen immer und ewig dort stehen bleiben, egal wie schön oder unbequem es dort gerade ist. Deshalb sieht man auf Island auch so viele, völlig harmlose, versteinerte Trolle herum stehen.

Es gibt noch andere Geschöpfe der Unterwelt. Es sind die … Ich spreche ihren Namen nicht aus. Das sollte man tunlichst vermeiden. Der Name erinnert irgendwie an die Zahl, die nach der Zehn und vor der Zwölf im Nummernalphabet kommt. Alles klar? Stopp, nein!!! Nicht aussprechen, um Himmels Gottes Willen! Das bringt Unglück. Diese Geschöpfe wohnen unter Tage in Höhlen. Sie machen sehr viel Unfug und treiben Schabernack, Schabernack von der schlimmen Sorte. Man sollte sich mit ihnen unter keinen Umständen anlegen. In Grundarfjörður, einer Stadt an der nördlichen Seite der Halbinsel Sneifelsness leben sie beispielsweise in einem Felsen. Als eine neue Straße gebaut werden sollte, hat man nicht etwa den Felsen entfernt. Nein, die Straße wurde drum herum gebaut. Man darf sie eben nicht stören oder ärgern. Ihr glaubt das nicht, dann schaut mal bei Wikipedia unter dem Stichwort Elfenbeauftragte nach.

Es gibt auf Island noch etwas, wovon jedes deutsche Kind nicht einmal träumt. Es ist so schön und fantastisch und einfach nur toll. Auf Island gibt es dreizehn Weihnachtsmänner, ja genau dreizehn Weihnachtsmänner, keinen mehr aber auch keinen weniger. Ist das nicht wunderbar? Denkste! Das ist der reinste Horror. Gegen unseren Rotmantel sind diese Burschen echt lausige Gesellen. Dreizehn Mal Geschenke abfassen, ist nicht. Ärger ist angesagt. Es fängt schon am 12. Dezember an. Und jeden Tag kommt einer aus den Bergen hinzu. Am Heiligabend kommt der letzte und dann gehen sie der Reihe nach wieder, so dass es bis zum 6. Januar dauert, bis das alles überstanden ist.

Was stellen die isländischen Weihnachtsmänner denn so an? Sie rülpsen, stehlen, knallen die Türen. Na das geht ja gerade noch so. Außer dass man einen Schrecken bekommt, passiert uns weiter nichts. Artige Kinder erhalten kleine Geschenke, den frechen legen sie alte Kartoffeln in die Schuhe. Allerdings nicht, ohne etwas aus dem Haus zu mopsen. Gerne nehmen sie Kerzen oder Naschsachen mit. Letzteres ist natürlich ein ganz, ganz schlimmes Verbrechen. Naschereien klauen, ist das Schlimmste, was es so gibt! Nichts ist vor diesen Trollen sicher. Sie schauen den Mädchen unter die Röcke! Das geht ja nun gar nicht Aber da kennen die nichts. Es kommt noch schlimmer. Der Topflecker Pottasleikir, der Türschlitzschnüffler Gattapefur, der Wurstklauer Bjugnakraekir, der Skyrklauer Skyrgámur und ihre Kumpanen verbreiten Angst und Schrecken. Ihre Mutter Grýla und die Weihnachtskatze fressen gar unartige Kinder. Das alles passiert in einer Zeit, in der es fast nur dunkel ist. Knapp 24 Stunden Nacht, da wird selbst der mutigste Superheld ein wenig schreckhaft. Wenn dann der Letzte gegangen ist, kann endlich aufgeatmet werden. So ganz, ganz, ganz langsam werden die Tage, wenn man die Zeit zwischen dem, was man normalerweise als Sonnenaufgang und Sonnenuntergang bezeichnet, ein klitzeklein wenig länger.

Diese Geschichten sind entstanden, weil es auf Island wegen der Lage direkt unter dem nördlichen Polarkreis, im Winter fast nie hell wird. Die Menschen saßen in ihren grasbedeckten Häusern und munkelten über das Eine oder die andere Sache, erzählten Sagen und Märchen oder dachten sich Geschichten aus. Sie hatte ja viel Zeit. Dieses merkwürdige Land bietet genügend Stoff für Gruselmärchen. Man muss nur einmal durch die Lavafelder oder ins Hochland fahren und sich das alles bei Nacht vorstellen.

Heute ist Island ein Land mit ganz vielen Künstlern. Schriftstellern steht ganz weit oben auf der Beliebtheitsskala. Man könnte meinen, dass fast alle Isländer Geschichten, mit Vorliebe Krimis, schreiben. Island ist das Land mit den meisten Literaturnobelpreisträgern pro Einwohner auf dieser Welt. Es gibt genau einen Literaturnobelpreisträger. Halldór Kiljan Laxness (1902 – 1998) erhielt im Jahr 1955 diesen Preis. Aber nur etwa 320.000 Einwohner leben auf Island. Das ergibt diesen prächtigen Schnitt.

Wie weit können diese Geschöpfe über Islands Grenzen hinaus kommen? Die Frage interessiert uns sicher brennend. Bei den Trollen bin ich mir relativ sicher, dass wir hier im Mitteleuropa nichts zu befürchten haben. Die Nächte sind einfach nicht lang genug, als dass sie solch eine weite Reise unternehmen könnten. Aber die anderen Geschöpfe, deren Namen ich nicht nenne, ich glaube, die können sogar fliegen. Man sollte sie nicht unterschätzen. Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste! Und diese dreizehn Weihnachtsmänner, schaffen die das bis zu uns? Das ist wissenschaftlich noch nicht erforscht. Aber es ist anzunehmen, dass sie auf Island so viel zu tun haben, dass sie nicht auf die Idee, auszuwandern, kommen.

Es ist übrigens nur ein Gerücht, dass es auf Island eine offizielle Elfenbeauftragte gibt. Aber die Touristen freuen sich, wenn sie so etwas hören und staunen sich über dieses verrückte Land ein Loch in den Bauch. Deshalb wird selten zugegeben, dass diese Funktion eine reine Erfindung der Fantasie ist. Und inoffizielle Elfenbeauftragte gibt es sicher mehr als genug.