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Das soll Napoleon gesagt haben. Nein, das kann ich nicht glauben. Weder den Spruch, noch dass der gerade von diesem Franzosen stammt.

„Männer sind eine aussterbende Spezies“

„Das Y-Chromosom bildet sich immer mehr zurück“

Nein, nein und nochmals nein! Das alles ist totaler Quatsch. Was das Y-Chromosom betrifft, so muss ich sagen, dass es bei mir so gut entwickelt ist, dass der Knopf jeder Jacke langsam an seine Grenze kommt. Mir geht es, bis auf ein paar altersbedingte Zipperlein und diesen überflüssigen Kilos, recht gut. Wir Männer machen also nicht im geringsten Anstalten, auszusterben.

Trotzdem liebe Frauen. Seid bitte ganz lieb zu uns. Streichelt uns über den Kopf, pflegt uns und seid für einfach für uns da. Man weiß ja nie, was so alles passieren kann. Der Mann als Solcher braucht das! Das Leben ist hart und gefährlich. Ihr könnt mir wirklich glauben, ich kenne mich mit den Kerlen gut aus. Ehrlich, ihr mögt uns so, wie wir sind. Vielleicht bis auf die ein, zwei oder zweieinhalb klitzekleinen Macken.

Gestern war ich in der Kunstsammlung der Frankfurter DZ-Bank. Die Ausstellung „Mannsbilder“ wurde mit einer Vernissage eröffnet. Aus diesem Anlass hielt man zwei schwungvolle Reden und ließ die genannten Sprüche frei. Von den Bildern habe ich wegen des Andrangs nicht richtig viel sehen können. Ich gehe in den nächsten Wochen noch einmal hin, um die Fotos in Ruhe zu inhalieren.

Wer in der Ausstellung Bilder hübscher Männer erwartet, wird enttäuscht sein. Schöne Männer sind selten wirklich fotogen. Höchstens die Boulevardpresse reizt sich um die. Und richtig bildschön ist natürlich auch Geschmackssache. Aber wer will da schon rein, in solch ein Magazin. Fotokünstler brauchen Typen, echte Mannsbilder eben. So einen wie mich? Nein, besser nicht! Und wie steht es mit Nackedeis? Na ja, einen gibt es. Einen mit ganz verschämtem Blick. Der hätte sich vor dem Shooting mal die Füße schrubben können. Es gilt die erste Aussage in diesem Absatz. Frauen, glaubt mir! Diesbezüglich solltet ihr euch lieber Karten für die Chippendales besorgen und einen Damenausflug planen.

Die Reden waren wieder grenzwertig. Aber es gab bei früheren Ausstellungsstarts schon wesentlich schlimmere Eröffnungsworte. Diesmal ist die Kuratorin, Frau C. Leber, gnädig mit dem Publikum gewesen. Allerdings, die Bedienungsanleitung zur Ausstellung, die findet man auch im Internet, ist – ganz, ganz vorsichtig ausgedrückt – sehr gewöhnungsbedürftig. Ich bewundere Leute, die solch lange Texte schreiben können. Na gut, Romanautoren haben das auch drauf. Aber die schreiben zu einem konkreten Thema. Ihre Werke  beinhalten eine Handlung, eine Leiche, vielleicht sogar zwei, den Kommissar, im günstigsten Fall selbst einen Täter. In dem Heft zur Ausstellung stehen Interpretationen, Vermutungen, Hypothesen, Ansichten und sehr viele, sehr klug anmutende Worte drin. Das Glas Weißwein, der O-Saft und die Brezeln haben gut geschmeckt.

Warum ich so, … sagen wir mal, so nörgelig bin? Ich lese derzeit das Buch „Kunst hassen, eine enttäuschte Liebe“ von Nicole Zepter. Die Autorin setzt sich speziell mit solchen Ausstellungen, diesen Venissagen, Kunstkritikern, wahren und selbst ernannten Kunstexperten, dem Kunstmarkt und der Kunst im Allgemeinen und Besonderen auseinander. Irgendwie spricht sie mir aus der Seele. Ich bin trotzdem und gerade auch deshalb zu dieser Vernissage gegangen.