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Im September sollen wir wählen gehen. Das ist Demokratie. Das Volk bestimmt die Richtung, in die alles stürzt. Die gesamte Politik ist auf diesen Termin ausgerichtet. Regieren ist zweitrangig. Nur keinen wahltaktischen Fehler begehen, ist angesagt! Es wird ein wahnsinniger Aufwand betrieben, im Umfeld der Kandidaten alle noch so kleinen Fettnäpfchen aufzuspüren und aus dem Weg zu räumen. Das Schlimme daran ist, die müssen als Sondermüll entsorgt werden. Nicht die Kandidaten, sondern die Fettnäpfchen.

Wahlkampf, das ist verbaler Mord- und Totschlag, Action, Stimmung pur! So richtige Wahlkampfstimmung will aber gar nicht aufkommen. Bisher gab es keinen einzigen Verletzten. Na gut, ein paar Tränchen sind geflossen. Aber das waren Tränen der Rührung, die zählen nicht! Man hat das Gefühl, dass die Kandidaten und ihre Parteien noch Winterschlaf halten. Und das mitten im Wahlkampfsommer! Einfach unerhört, dieses Verhalten! Eigentlich müsste dies zu einem Punktabzug in der B-Note für den künstlerischen Wert führen. Allerdings würde dies, wenn man sich die Kandidatinnen und Kandidaten mal so in aller Ruhe anschaut, auch nichts bringen. Dem Äußeren nach würde ich sie alle als deutlich unterdurchschnittlich ansehen. Zumindest, wenn ich mich auf die großen, sogenannten Volksparteien inkl. die Grünen und die FDP beschränke.

Die Piraten haben ja ein echt süßes Superschnittchen ins Rennen geschickt. Das ist ein kluger Schachzug. Die jungen, fortpflanzungswilligen Wählerschichten kommen an diesem Mädel nicht so leicht vorbei. Und die Omis bekommen sofort Glücks- und Enkelgefühle. Dass die Dame sogar noch recht pfiffig ist, gleicht manches programmatische Defizit aus. In Zeiten des fiesen und frechen NSA-Datenklaus können wir technik- und internetaffine Politiker wirklich gut gebrauchen. Solche haben wir bisher noch nicht. Ob es piratenmäßig für den Bundestag reichen wird? Da müssten sowohl NSA, BND und Co. als auch die Piraten selbst noch kräftig und vor allen argumentativ zulegen. Auch die Linken kämpfen mit den Waffen der Frau. Fürs Optische haben sie eine hübsche Dame im Angebot. Auch sie hinterlässt einen klugen Eindruck. Ihr fehlt lediglich die Überzeugungskraft. Dafür ist dann Gysi, der Mann für die schweren Fälle, zuständig. Wenn sich Sarah mit ihrem Liebsten etwas zurückhält, dürften die Linken locker drin sein. Anders sieht es bei der FDP aus. Sie strotzen vor Selbstbewusstsein. Man könnte meinen, sie zielen auf die 105 %-Marke. Aber ganz so hoch liegt ihre Latte nicht. Ihr strategisches Ziel sind genau 5 % plus eine gültige Stimme als Bonus. Politisch machen sie einen schlechten Job. Mit ihrem Spitzenkandidaten, einem älteren, verbrauchten Politiker, kommen sie nicht so recht in Fahrt. Dabei geht es für sie ums „Sein oder Nichtsein“. Ich persönlich wäre spontan, seit langem und schon immer fürs … Aber mich fragt ja Keiner!

Oder doch? Ja, im September bestimme ich die Zusammensetzung des nächsten Bundestages. Na gut, die anderen schätzungsweise 40 Millionen Wahlberechtigten haben auch noch ein Wörtchen mitzureden. Über 600 Kostenträger wird es wieder geben. Alle sind irgendwie bunt angemalt, etwa so wie die Indianer beim Regentanz. Der eine ist rot, der andere schwarz, wieder andere sind noch roter, gelb oder grün angemalt. Welche Farbe haben die Piraten? Ist es lila? Eine richtige Piratenflagge im Bundestag, das wär’s. Der Bundestag wird geentert! Angi und Steini werden von den Piraten gefangen genommen und auf einer einsamen Insel, die nur eine Datenleitung nach Washington hat, ausgesetzt. Am Besten gemeinsam mit dem Brüderchen, Klein-Philipp, Sarah sowie Trittin und Roth. Das wird lustig!

Seien wir Ehrlich! Der Drops ist längst gelutscht! Darum strengen sich unsere Politiker auch nicht an. Der Wahlkampftross zieht nach Malle. Wahlkampf mit Sangria am Ballermann. Angi und Steini schlürfen ganz entspannt gemeinsam unterm Sonnenschirm ihre Suppe mit roten und schwarzen Johannisbeeren.

Gestern wurde wieder eine wahnsinnsrepräsentative Umfrage veröffentlicht. Wenn jetzt Bundestagswahl wäre, hätten wir dieses Ergebnis:

CDU/CSU         41 %
SPD                26 %
FDP                  5 %
Linke                7 %
Grüne             13 %

Das bedeutet so grob, nur anhand der Prozente und ohne Überhangmandate und solchen Kram, gerechnet:

Große Koalition:         67 %    Opposition:     25 %    okay, würde funktionieren
schwarz/gelb:            46 %    Opposition:     46 %    typische Pattsituation
rot/grün:                  39 %    Opposition:     53 %    Nee, das wird nischt!
Jamaika:                   44 %    Opposition:     48 %    Ziel knapp verfehlt

Und wie sieht es aus, wenn plötzlich die FDP nur noch auf 4,99999 % kommt? Dann wäre sie raus.

Große Koalition:         67 %    Opposition:     20 %    okay, würde funktionieren
pures schwarz:           41 %    Opposition:     46 %    Nee, das wird nischt!
schwarz/grün:            54 %    Opposition:     33 %    Überraschung!
rot/grün:                   39 %    Opposition:     48 %    Reicht nicht

Realistisch bleibt aber nur die große Koalition übrig. Die CDU/CSU bräuchte 3 Zusatzprozente auf Kosten der anderen im Bundestag vertretenen Parteien um alleine regieren zu können. Und rot/grün, wie steht es damit? Ich sage mal, es sieht ziemlich gruselig aus. Bleibt nur, auf ein Wunder in Form eines richtig großen Skandals der Regierenden zu hoffen. Aus eigener Kraft, … ? Glatte 5 % mehr und FDP raus, das wäre nach heutigem Stand die Lösung.

Mit den Linken in der Bundesregierung würde das Bild anders aussehen. Aber ich glaube, in diesem Jahr trauen sich die Sozialdemokraten noch nicht, mit den Linken zusammen eine Regierung zu bilden. Lieber drücken sie die harte Oppositionsbank. Außerdem müssten die Sozialdemokraten allen bundesdeutschen Kriegsbeteiligungen den Hahn abdrehen. Darauf würden die Linken bestehen.

Fazit: Unsere alte und neue Bundeskanzlerin heißt Merkel! Ich wähle trotzdem!

So eine Umfrage wird im Wochenrhythmus, kurz vor der Wahl im Tagesrhythmus, unmittelbar vorher sogar im Minutenrhythmus veröffentlicht. Erst wenn es größere Veränderungen gibt oder das Hauen und Stechen endlich richtig beginnt und sich zu einer richtigen Schlacht entwickelt, werde ich meine Glaskugel eventuell wieder befragen. Ich möchte sie natürlich nicht überstrapazieren.