neues Schiffshebewerk
In Niederfinow, nahe der Stadt Eberswalde (Brandenburg) steht seit den 30er Jahren ein massiver Fahrstuhl für Schiffe. Die Stahlkonstruktion befördert Schiffe 36 m in die Höhe oder lässt sie vom Oder-Havel-Kanal in Richtung Oder um diese Höhendifferenz nach unten. Bevor dieses Schiffshebewerk gebaut wurde, mussten Schiffe, die zwischen Szczecin (Stettin) und Berlin unterwegs waren, eine Schleusentreppe mit 4 Stufen passieren. Da brauchten die Besatzungen eine Menge Geduld. Heute dauert das Ganze nur noch 20 Minuten. Der Trog für die Schiffe ist 85 m lang, 12 m breit und hat eine Wassertiefe von 2,50 m. Insgesamt müssen 4300 t gehoben werden. Das ist nicht dramatisch, dauert nur jeweils 5 Minuten, denn entsprechende Gegengewichte gleichen das Gewicht des Troges samt Wasser und Kahn aus. 265 Stahlseile mit 52 mm Durchmesser halten den ganzen Kladderadatsch. Die Baukosten betrugen 27,5 Mill. Reichsmark und nach 7 Jahren Bauzeit, in der viel Handarbeit anfiel, war das Werk vollendet. Von der oberen Ebene, der Einfahrt vom Oder-Havel-Kanal, hat mein einen herrlichen Blick über Barnim und nördliches Oderbruch.
altes Schiffshebewerk Ausfahrt unten
Inzwischen ist das Schiffshebewerk nicht nur in die Jahre gekommen, der Koloss ist schlicht zu klein. Deshalb wird seit 2006 an einem zweiten Schiffshebewerk gebaut. Die schrittweise Inbetriebnahme soll 2017 beginnen. Die Kosten betragen etwa 25 Mill. Euro. Statt einer reinen Stahlkonstruktion, wird Stahlbeton verwendet. Der Trog wird 125,5 m lang, 18 m breit und 4 m tief sein. Knapp 10.000 t wird er mit Füllung wiegen. Der kleine Ingenieur in mir ist begeistert!
Die Absturzsicherung wurde bereits in den 30er Jahren patentiert, hat sich beim alten Schiffshebewerk bewährt und wird auch das neue sichern. Der einzige bekannt gewordene, dramatische Vorfall war die unbeabsichtigte Fahrstuhlfahrt der Mütze eines Besuchers auf dem Grund des Trogs Ende des letzten Jahrtausends. Weder Feuerwehr noch Presse nahmen davon Notiz.
neues und altes Schiffshebewerk
Beide Schiffshebewerke stehen direkt nebeneinander. Sie sollen, nach einer gründlichen Rekonstruktion der alten Anlage, parallel betrieben werden. Ich würde heulen, wenn das alte Kunstwerk dem Schweißbrenner geopfert würde.
Es ist ein sehr interessanter Anblick, die technische Ästhetik des 20 Jh. neben der des 21. Jh. bewundern zu können. Nicht nur die Ausmaße, die Leistung der Ingenieur und Bauarbeiter sind beeindruckend. Es ist ein Kunstwerk, mitten in der schönen brandenburgischen Pampas. Schon als Kind unternahmen wir am Wandertag einen Ausflug zum Schiffshebewerk. Später als Jugendliche radelten wir auf dem Fahrrad den Kanal zum Schiffshebewerk entlang. Und heute steht dieses Bauwerk immer wieder auf meinem Besuchsprogramm.
Wenn das Neue in Betrieb ist, dann fahre ich mal mit dem neuen Fahrstuhl!
altes Schiffshebewerk
altes Schiffshebewerk Einfahrt von unten
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